Gedanken zum 25. Todestag Erwin Strittmatters am 31. Januar 2019

Weihnachten 1991 schreibt Strittmatter in sein Tagebuch: „Ich fange an, mir abgeneigt zu sein.“

Von etlichen Krankheiten gezeichnet, ist er bestrebt, sein Manuskript zum Laden III fertigzustellen. „Noch nie habe ich mit solcher Muße geschrieben wie gegenwärtig.“, stellt er im Februar 1992 fest.  Er fühlt, er muss sich beeilen, die Kräfte lassen immer mehr nach. Und er erlebt in seinen letzten Lebensjahren noch so viel Zuspruch und Anerkennung, er ist verwirrt von den vielfältigen Eindrücken, aber zufrieden.
Ob er mit dem Verein, der seinen Namen trägt, auch zufrieden wäre? Hätte er Kritisches anzumerken? Manchmal denke ich, ein kluger Rat wäre hilfreich. Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es den Verein und das Museum mit immer größer werdenden Ausstellungsflächen in der Bohsdorfer Dorfstraße 35. Ja, es kommen noch Besucher, aber es werden merklich weniger. Es gibt auch noch Schulklassen, die sich für den Laden und ihn interessieren. Aber, ob sie seine Bücher lesen? Das treibt mich um, ängstigt mich, man könnte seine Literatur vergessen. So werden einige seine Werke schon nicht mehr aufgelegt und wir müssen im Internet-Antiquariat suchen.
Ein kleiner Funke Hoffnung ist unser Literaturwettbewerb „Alltag im Wort“, zu dem fast 400 Autoren aus 14 Ländern Beiträge einreichten. Vielen schriftstellerisch Tätigen wird der Name Erwin Strittmatter bis dahin nichts gesagt haben. Nun hoffe ich, dass sie sich erkundigen, ausleihen, lesen und erstaunt feststellen: Was für eine wunderbare, sprachlich meisterhafte einzigartige Literatur! Zeitlos und nicht unbedingt an einen Ort gebunden, so wie es der Regisseur und Filmemacher Jo Baier bei seinen Recherchen für die Fernsehtrilogie DER LADEN bemerkte. Sie werden vielleicht den Laden in Bohsdorf besuchen … Spätestens am 31. August 2019 bei der feierlichen Bekanntgabe der Preisträger und der Aushändigung der Anthologie  mit den besten Wettbewerbstexten erfahren wir es, wenn sich die eingeladenen Autoren aus Österreich, Italien, der Schweiz und, und in Spremberg und Bohsdorf treffen. Dann haben wir erneut eine Etappe der  Ehrung Strittmatters gemeistert, frei nach Brechts Teppichwebern von Kujan-Bulak: … und ehrten ihn, indem sie sich nützten …
Eva Strittmatter, im Tagebuch die Liebliche genannt, pflegte Erwin bis zum 31. Januar 1994  aufopferungsvoll – 17 Jahre später am 3. Januar 2011 stirbt auch sie. Am 8. Februar wäre sie 89 Jahre alt geworden.
Hermann Kant, Freund der Familie, behauptete, Erwin konnte dahin kommen, wohin er gekommen ist, WEIL es Eva so lange für ihn gab. Und Eva ist dahin gekommen, wo sie hingekommen ist, nicht zuletzt auch, OBWOHL es Erwin gab. Sie hat ihm mehr zugeteilt als sich … Beide Dichter liegen auf dem kleinen Waldfriedhof ganz in der Nähe ihres Hauses in Schulzenhof.
Wir gedenken beider.

Renate Brucke

Nachträglicher Nikolaus

Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Die großen Kinder des Kindergartens “Wirbelwind” aus Bohsdorf schauten sich in unserem Laden-Museum um.

Ganz besonders die Waage mit dem Reis, der warme Kachelofen im ehemaligen Jungenschlafzimmer und der Backofen mit der Backstube waren interessant. Vorher las und erzählte ich ihnen Strittmatters Geschichte von “Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste”. Vieles ist für Kinder heute unbekannt, deshalb hatte ich meinen Patenlöffel und Fotos vom Lausitzer Christkind mitgebracht und zeigte, wie Kinder früher beim Danke sagen einen Knicks oder einen Diener machten. Dass der Weihnachtsmann die schwarz-bunte Katze der Familie war, hatten sie dennoch alle verstanden. Bevor es wieder zurückging, verspeisten sie ihre am Vortag gebackenen Plätzchen und wärmten sich mit Tee in “Unter Eechen”.

Renate Brucke 

Literaturcafé am 3. November 2018

Zu ihrem traditionellen Treffen im November konnten die Strittmatterfreunde in Bohsdorf einen alten Bekannten begrüßen, den schreibenden Stadtwächter Andreas Peter aus Guben.

Er stellte uns einen weiteren in Spremberg geborenen Schriftsteller vor- Johannes Vogel. Den meisten der Gäste waren  der Autor und seine Romane nicht bekannt, so dass Andreas Peter mit seinem Vortrag und den Leseproben aus der Romantrilogie „Am sausenden Webstuhl der Zeit“ auf interessierte Zuhörer traf.
Die Romane Vogels spielen hauptsächlich in der Stadt Spremberg, ihre Bewohner nimmt er häufig mit viel Witz auf den Arm. Dem heutigen Spremberger fällt es nicht schwer, im Tuchmacherstädtchen Spreenitz die Örtlichkeiten seiner Heimatstadt zu erkennen. Die besondere Schreibweise Vogels fällt dem Leser auf. „Er war ein Meister der Dialoge, der seitenweise ohne Beschreibungen auskam. In seinen Dialogen spiegeln sich sein feiner Humor und seine Lebensweisheit wider“, erklärt Andreas Peter. Im Anschluss an den Vortag wurde noch eifrig diskutiert, über die Aktualität vieler Aussagen von Johannes Vogel und über die Eindrücke, die dieser Nachmittag für alle gebracht hat.

Heidi Polzin

Museumsnacht

Michael Becker stellt seine Bücher vor
Fotos: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Dank kalligrafisch interessanter Werbung unseres neuen Vorstandsmitglieds Nadine Gnoth versammelten sich zur Museumsnacht mehr Besucher als in den Vorjahren.

Vor dem Dorfrundgang griff Michael Karge aus Bohsdorf Vorwerk kurzentschlossen zum Akkordeon und untermalte Plinsen-und Kaffeegenuss.
Etwa dreißig Interessierte folgten mir zu den authentischen Orten der Romantrilogie DER LADEN. Am Laden-Museum gab Michael Becker seinen kurzen Großvater-Monolog aus der Theaterinszenierung von 2012 und ich setzte mit dem Sportunterricht von „Rumposch“ unter Eechen fort. Weitere Stätten, immer gewürzt mit Textstellen, waren „Bubnerkas“ Tanzsaal (Der Besitzer hatte freundlicherweise für uns geöffnet.), der Friedhof mit den Großelterngräbern, Richard Lehmann („Leihmans Richard hat mir berotzt.“), Friseur Schätzikan mit „Schmurling“, Gutsvogt „Buderitsch“, Gärtner „Kollatsch“ und die Amtsstube mit einer Lesebuchanekdote Strittmatters zum Neuen Menschen aus den Fünfziger Jahren.
Dann – bei einem Glas Wein oder Wasser – lauschte das Publikum in der mittlerweile wärmenden Scheune Michael Beckers Theaterschnurren und -anekdoten.
Dank an die im Hintergrund agierenden fleißigen Unterstützer dieser gelungenen Museumsnacht.

Renate Brucke

15.09.2018 ab 16 Uhr, Museumsnacht Spree-Neiße in Bohsdorf

Ortsrundgang – Auf den Spuren der Laden-Trilogie, Michael Beckers Eva- und- Erwin- Strittmatter-Programm

Am 15.09.2018 öffnete der Erwin-Strittmatter-Verein e.V. bei strahlendem Sonnenschein die Laden- und Hoftüren zur Museumsnacht 2018.
Ab 14.00 Uhr trafen sich die Vereinsmitglieder und fleißige Helfer zunächst selbst zu Kaffee und Kuchen, um sich gemeinsam gemütlich auf die Museumsnacht einzustimmen.
Auch die ersten Gäste schauten schon weit vor 16.00 Uhr vorbei und wurden von Michael Karge und seinem Akkordeon empfangen und mit Kaffee und selbstgebackenen Plinsen bewirtet.
Pünktlich um 16.00 Uhr öffnete sich die Tür des Ladens und Großvater Kulka (alias Michael Becker) begrüßte  alle Interessierten mit kleinen Anekdoten und schickte seine Gäste anschließend auf Spurensuche durch „Bossdom“. Renate Brucke führte die ca. 30 Gäste auf den Spuren der Laden-Trilogie zu den einzelnen Stationen des Lebens von Esau Matt. Der Weg führte unter anderem direkt zum Ballsaal der historischen Gaststätte „Zu den vier Linden“, vorbei am Haus des  Friseurs Schätzikan, der Gärtnerei Kollatzsch, dem ehemaligen Sitz des Amtsvorstehers und der Wohnung von Frau Nona bis zum Friedhof des  Ortes. An jeder Station öffnete Renate  Brucke eine neue Seite aus der Ladentrilogie und spannte einen Bogen vom damaligen Leben zu der gegenwärtigen Nutzung der Gebäude und ihren heutigen Bewohnern. Liebevoll umrahmte sie den Rundgang mit Textausschnitten und Gedichten und begeisterte mit augenzwinkernden  Anekdoten.
Zurück auf dem Hof ließen sich viele Gäste Wiener mit Brötchen schmecken und genossen ein Bier oder ein Glas Wein. Ab 18.30 Uhr las Michal Becker aus seinem Eva- und Erwin Strittmattter- Programm und auch aus seinen eigenen Werken. Die Scheune war gut besetzt und vom Kamin anheimelnd gewärmt und Michael Becker kam mit seinem Publikum ins Gespräch.  Musikalisch wurde Michael Becker von Birthe Jähne-Kleemann begleitet, die mit ihrer klaren Stimme alle Anwesenden verzauberte.
Gegen 21.30 Uhr schlossen sich die Tore der Museumsstätte und alle Gäste, wie Vereinsmittglieder und Helfer begaben sich angeregt von  „Strittmatterworten“ und zarten Klängen auf den Heimweg.

Ines Lehmann

  

Von Bohsdorf nach Schulzenhof in Freiberg

Michael Gätke, Renate Brucke, Matthias Stark und Carsten Krankemann / Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Am 4. September war es so weit.

Im sächsischen Freiberg fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lyrik Salon“ des Mittelsächsischen Theaters Freiberg und initiiert von Heike Wenige und Peter Wolf die Lesung zu dem Buch „Von Bohsdorf nach Schulzenhof“ statt. In der gastgebenden Lokalität „Stadtwirtschaft“ war der Veranstaltungsraum mit 68 Personen bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Lesenden Renate Brucke, Matthias Stark, Carsten Krankemann und Michael Gätke saßen einem erwartungsvollen Publikum gegenüber. Vom fiktiven Interview mit Erwin Strittmatter „Der auch kein Held nicht war“ über persönliche Gedanken zu Leben und Werk der Strittmatters bis zur „Mondnacht“ von Eva Strittmatter reichte das Leserepertoire. Die Resonanzen zu der Veranstaltung waren gut. Den Vortragenden und den Besuchern hat dieser Abend viel Freude bereitet. Und so soll es sein.

Michael Gätke

„Ganz Neegchen Bildung“

Fotos: © Erwin-Strittmatter-Gymnasium Spremberg

„Ganz Neegchen Bildung“ haben – hoffentlich – dreißig Schüler der 9. Klassen des Erwin-Strittmatter-Gymnasiums im Rahmen ihrer Projektwoche genossen.

Sie beschäftigten sich mit Leben und Werk der beiden Dichter Eva und Erwin Strittmatter, lasen Kalendergeschichten, Gedichte, bevor sie selbst Gedichte schrieben bzw. ähnliche Erfahrungen zum Beispiel mit ihrem Großvater zu Papier brachten.
Kurz vor Schuljahresende radelten sie fünfzehn Kilometer wie Matts Esau von Grodk nach Bossdom und ich präsentierte ihnen in der Scheune Biografisches, Fotos, Text- und Filmausschnitte  unter der Überschrift „Der auch kein Held nicht war.“ (Zitat aus: Grüner Juni, 1985). Anschließend gab es einen Rundgang durch den Laden, die Wohnräume, die Backstube. Zum Abschluss lasen sie an unterschiedlichen Orten des Hofes verschiedene Strittmatter-Texte vor. Leider trauten sie sich – noch – nicht, ihre eigenen vorzutragen. Aber ein Anfang ist gemacht und ich freue mich auf weitere Treffen.

R. Brucke

 

Naturstudium

Fotos: © Erwin-Strittmatter-Gymnasium Spremberg

Zum Ende des Schuljahres kamen fünfzehn Schüler und ihre Kunstlehrerin Ingrid Michel vom Spremberger Erwin-Strittmatter-Gymnasium in unser Museum, …

… um sich nicht nur einen ersten Überblick über Leben und Werk des Schriftstellers zu verschaffen, sondern sich mit Skizzenblock und Fotoapparat besonders interessanten, malerischen Ansichten von Gebäuden und Ausstellungsgegenständen sowohl innen als auch außen zu widmen. In den kommenden Tagen werden die Skizzen im Tiefdruckverfahren- der Kaltnadelradierung- umgesetzt. Die Skizzen verrieten bereits exzellente Arbeiten, die dann auch in Bohsdorf zu sehen sein werden.

R. Brucke

Jährliche Mitgliederversammlung und Hoffest 2018

Corinna und Oliver Breite
Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.

Zur Mitgliederversammlung am 9. Juni 2018 fanden sich 26 Mitglieder ein, um Rechenschafts- und Finanzbericht zu folgen.

Um die Tatkraft des Vorstandes zu erhöhen (Von sieben 2016 gewählten Vorstandsmitgliedern arbeiten nur fünf aktiv.), wurde Ines Lehmann kooptiert. Die Versammlung legte weiterhin fest, die Mitgliederversammlung mit Irmtraud Gutschke im Januar 2019 im Spremberger Kulturschloss wie gewöhnlich an einem Samstag stattfinden zu lassen. Der Vorschlag des Cottbuser Staatstheaters, uns wiederholt eine Bühne für Veranstaltungen in der Theaterscheune zu bieten, sieht Matthias Stark als eine gute Möglichkeit zur Auswertung des Literaturwettbewerbs, dann mit einem Mix aus Strittmatter-Texten und eingereichten prämierten Texten zu „Alltag im Wort“.
Der sehr heiße Nachmittag begann mit der Bläserklasse 6L des Erwin-Strittmatter-Gymnasiums Spremberg, die ihre zweijährige musikalische Ausbildung mit einem anspruchsvollen Programm präsentierten. Unterstützt wurden die jungen Musiker durch Gedichtrezitationen. Ein gemeinsames Musizieren mit den Blasmusikern unter Leitung Roland Bartkos rundete diesen gelungenen ersten Auftritt ab. Unterm Nussbaum fanden sich dann die Schauspieler Corinna und Oliver Breite zu ihrem unterhaltsamen Kurt-Tucholsky-Programm ein. Erstaunlich stellten die Zuschauer fest, wie aktuell seine rund hundert Jahre alten Einlassungen zu gesellschaftlichen  Fragen sind.
Wie immer mühten sich Mitglieder und Unterstützer, den Aufenthalt der Besucher so angenehm wie möglich zu gestalten.
Herzlich Dank allen

Renate Brucke


 

Am 8. Mai weilten Schüler und Lehrer

aus der Spremberger Partnerstadt Schelesnogorsk in unserem Museum.

Am 8. Mai weilten Schüler und Lehrer aus der Spremberger Partnerstadt Schelesnogorsk, im Kursker Bogen, im Rahmen des Schüleraustausches mit der berufsorientierten Oberschule (“Mädchenlyceum”) und dem Erwin-Strittmatter-Gymnasium in unserem Museum. Hier erfuhr ich, dass Corinna Züges Bitte im März nach einer russischen Strittmatter-Ausgabe erfolgreich war. Die Deutschlehrerin aus Schelesnogorsk hat bereits begonnen, den LADEN – russisch Labka – zu lesen. Dank an dieser Stelle unserem Mitglied Rainer Krautz aus Cottbus für seine wertvolle Unterstützung.

Renate Brucke

Foto: © Erwin-Strittmatter-Verein e. V.