Dr. med. Werner Noack 80

Dr. med. Werner Noack 80
Unser Ehrenvorstandstandsmitglied, Herr Dr. med. Werner Noack, wird heute 80 Jahre alt.

Der angesehene Gynäkologe aus Spremberg ist Gründungsmitglied des Erwin-Strittmatter-Vereins im Jahre 1996 und war dessen Vorsitzender bis 2001. Seitdem gehört er ununterbrochen dem Vorstand an.
Wir schätzen Herrn Dr. Noack wegen seines unermüdlichen Einsatzes zur Pflege und den Erhalt des Erbes von Erwin Strittmatter.
Den Arzt und Literaturfreund verband zu Lebzeiten des Autors auch die gemeinsame Leidenschaft für Pferde.

Vor allem beste Gesundheit wünschen wir Herrn Dr. Noack und uns noch lange sein beispielhaftes Engagement.

Die Mitglieder des Vorstandes

Günther Drommer kämpft sich durch Strittmatters Krieg

Ein Artikel aus der Lausitzer Rundschau vom 23. März, geschrieben von Annett Igel, zu der Lesung am Samstag.

Günther Drommer kämpft sich durch Strittmatters Krieg
Spremberg Günther Drommer hat seine Recherchen zu Strittmatters Krieg nachgeholt. „Fast am Ende meines siebenten Jahrzehnts angekommen, will ich weiteren Einzelheiten aus dem Leben Erwin Strittmatters nicht mehr nachforschen. Weder solchen, die seine Schuld vermehren, noch solchen, die ihn entlasten. Ich werde mir stattdessen immer wieder eines seiner Bücher zur Hand nehmen und in den tausend Sätzen seiner Gedanken und Geschichten lesen“, so der Biograf am Samstag in Spremberg. Der Berliner kam auf Einladung des Strittmattervereins mit seinem neuen Werk „Erwin Strittmatter und der Krieg unserer Väter“ – zehn Jahre nach Erscheinen der Strittmatter-Biografie „Des Lebens Spiel“.

Er habe sich mitverantwortlich gefühlt, als im Sommer 2008 der Literaturwissenschaftler Werner Liersch dem toten Strittmatter vorwarf, als Schreiber des Polizei-Gebirgsjäger-Regiments 18 von Gräueltaten gewusst, aber dies nie öffentlich und deutlich gesagt zu haben.

Drommer widmet in „Des Lebens Spiel“ den „vier Etappen“, in die er Strittmatters Kriegsjahre einteilt, vier Seiten. „Ich fand Strittmatters Zusammenarbeit mit Brecht aufregender. Da war endlich jemand, der ihn literarisch weiterbrachte. Die ganze Entwicklung um den ,Wundertäter III‘, Kurt Hager, Moskau – das interessierte mich“, so Drommer. Jetzt hat er den Krieg auf über 200 Seiten nachgeholt. Hart reiht er Massaker aneinander, zitiert Täter, findet zu Opfern, erzählt von seinem Vater, schlägt den Bogen zu den deutschen Soldaten um Oberst Klein am 5. September 2009 in Kundus.

Ausführlich schreibt er über Strittmatter als Chemiearbeiter in der thüringischen Zellwolle in Schwarza. Das Werk sei „als ein SS-Musterbetrieb deklariert worden“. Die Karteikarte, die ein SS-Mann unterzeichnet hat und die Strittmatters Größe, Augenfarbe, Gesundheit und Religionszugehörigkeit enthält, schaute sich Drommer an. Sie weise „keineswegs mit Sicherheit“ nach, ob sich Strittmatter aus eigenem Antrieb oder aufgefordert den Fragen stellte, es Teil einer routinemäßigen Musterung war oder in einem ganz anderen Zusammenhang geschah.

Fakt sei, dass „Strittmatters Arbeitsverhältnis mit der Zellwolle am 20. Februar 1941 beendet ist und er vierzehn Tage später als Rekrut und Nichtmitglied der SS vor den Toren der Eilenburger Polizeikaserne“ stand. Mit einer Reihe von Dokumenten und mit Strittmatters Werk verfolgt Günther Drommer den Weg des Bataillons 325 und des Gebirgsjäger-Regiments 18.

Vieles bleibt Vermutung. Drommer hat sich den Namen der Malerin nicht aufgeschrieben, die ihm erzählte, dass Strittmatter auf der griechischen Insel Naxos unter den alten Bewohnern in freundlicher Erinnerung sein soll. Auch den Artikel, den Strittmatter in der Berliner Film- und Bildstelle über einen Partisanen-Überfall auf einen Eisenbahnzug geschrieben haben und der in der Krakauer Zeitung erschienen sein soll, fand er nicht. „Es wird noch vieles zu wissen geben“, so Drommer gegenüber den rund 60 Zuhörern. Doch er wolle es jetzt bei seiner Streitschrift belassen.

Annett Igel

Der Roman „Ochsenkutscher“ wird 60

Am 24. Februar 195o begann in der Zeitung „Märkische Volksstimme“ die Veröffentlichung des Fortsetzungsromans „Ochsenkutscher“ von Erwin Strittmatter, die bis Juli 195o von einer lebhaften Diskussion begleitet wurde. Hauptheld war der Gutsarbeiter-Junge Lope. An seine „liebe Mama“ schreibt Strittmatter davor aus Spremberg: „Denn der -OCHSENKUTSCHER- ist im Wesentlichen ein Bohsdorfer Kind.“ Die heimatliche Backstube wurde sein „Tichterbüro“ dafür. Noch im Jahre 195o erschien der Roman in Buchform. Unser Vereinsmitglied Frau Klatt-Markwardt erinnert sich lebhaft daran, wie sie im Jahre 1949 den handgeschriebenen Entwurf dafür in ein Maschinen-Manuskript gemeinsam mit ihrer Kollegin übertrug. …Aus Anlass der 60.Wiederkehr dieser Erstveröffentlichung des Werkes wird die Backstube im LADEN-Gehöft neu gestaltet. Dafür haben wir in Archiven gekramt, Zeitzeugen befragt und Original-Dokumente gelesen. Schon jetzt laden wir Leser und Noch-nicht-Leser, Neugierige und schon Liebhaber der Werke des Erwin Strittmatters  zu einem Besuch in Bohsdorf („Bossdom“), dem einmaligen Ort der Literaturgeschichte ein. Wir wissen, es lohnt auch für die ganze Familie und den Freundeskreis.

Wahre Geschichten aller Ard(t)

Wahre Geschichten aller Ard(t)
„Es schneit dünn, der Winter läßt hoffentlich, seinen letzten Zipfel sehen …“, führt uns Erwin Strittmatter das Winterwetter vom 13. Februar 1968 vor Augen. (EA,S.97)
Mehr noch: Sein Tagebuch-Eintrag vom 31. Januar 1968 ist überschrieben: „-Bienkopp- in Indien“
„In Schulzenhof erwartete mich ein Päckchen aus Neu-Delhi. Es war der „Bienkopp“ im indischen Gewande.“
Den 13. Februar 1968 überschrieb er: „-Fahrt nach Bohsdorf-“
„Und die Eltern nehmen das Buch ihres Sohnes ein bißchen verlegen, fast gequält in die Hände und ringen sich ein theatralisches Erstaunen ab.“

Dazu eine wahre Geschichte dieser Art:
Uns erreichte dieser Tage  ein Päckchen mit zwei Büchern von Herrn Somburg aus Berlin mit einer HINDI-Übersetzung von „Ole Bienkopp“ und der Übersetzung von Texten aus „Schulzenhofer  Kramkalender“ in PUNJABI, einer Sprache in Indien. Herr Somburg schreibt dazu, dass er seinerzeit im Garten der DDR-Vertretung in Delhi einem Journalisten ausgewählte Texte ins Englische übersetzte, die dieser sogleich in seiner Heimatsprache Punjabi niederschrieb. Er gibt seinen Schatz in unsere Obhut. Seine Verdienste und seine Großzügigkeit wissen wir zu würdigen.

Viel Freude bei unserer wertvollen Tätigkeit, so schreibt er, wünscht er uns. Wir verstehen sie stets als Anregung zum Lesen und für den Besuch bei uns in Bohsdorf und Spremberg. Sie sind herzlich eingeladen. Bringen Sie viele neugierige Freunde mit. Neues erfahren Sie auf dieser Seite, die unser Vorstandsmitglied Frau Koall betreut.
Im Jahre 2010 gehen wir auf die 60. Wiederkehr des Erscheinens von OCHSENKUTSCHER ein. Es war der erste Friedensroman des Autors von Weltruf. In einer lebendigen Ausstellung wissen wir das zu schätzen. Doch zuerst wird es den „S c h n e e f r ü h l i n g“ geben müssen.

Dr. Schemel

Gratulation Pani Magister Mol

An der ehrwürdigen Jagiellonen-Universität Krakow verteidigte Frau Mol erfolgreich ihre Magister-Arbeit zum Thema: „Die Welt der Dorfbewohner in Erwin Strittmatters -Der Laden-„, die sie in deutscher Sprache verfasste.

Gratulation Pani Magister Mol
An der ehrwürdigen Jagiellonen-Universität Krakow verteidigte Frau Mol erfolgreich ihre Magister-Arbeit zum Thema:
„Die Welt der Dorfbewohner in Erwin Strittmatters -Der Laden-„, die sie in deutscher Sprache verfasste.

Sie bedankte sich herzlich für unsere Unterstützung und der Vorstand bat sie, Forschungsergebnisse den Vereinsmitgliedern in Spremberg oder Bohsdorf vorzutragen. Schlussfolgernd schreibt Frau Mol: „Trotz aller Lebensverwirrungen, in die er (Erwin Strittmatter) wegen der schwierigen Zeiten, in denen er lebte, geriet, hat er alle Hürden überwunden, die ihm bei der Realisierung seiner Berufung im Weg standen. Dank seiner unglaublichen Ausdauer und Zielstrebigkeit ist heute die deutsche Kultur um einige Werke reicher.“Wir freuen uns darüber, dass der AUFBAU-Verlag der Universität Krakau eine Gesamtausgabe der Werke Erwin Strittmatters schenkte.
Pani Magister Mol gratulieren wir herzlich und freuen uns auf ein Wiedersehen im Sommer 2010 im Erwin-Strittmatter-Gymnasium Spremberg oder im LADEN von Bohsdorf. (vgl. ARCHIV: 10.10.2008 und Mai 2009)

Dr. Schemel

Lausitzer Rundschau vom 15. Januar, Arikel von Annett Igel

Galsan Tschinag und sein Lehrer Bohsdorf: Der tuwinische Dichter Galsan Tschinag hat die Ehrenmitgliedschaft im Erwin-Strittmatter-Verein glücklich angenommen.

Galsan Tschinag und sein Lehrer
Bohsdorf Der tuwinische Dichter Galsan Tschinag hat die Ehrenmitgliedschaft im Erwin-Strittmatter-Verein glücklich angenommen. Bereits im Jahr 1975 kündigte Eva Strittmatter in ihrem Gedicht „Wurzeln“ an: „In Ulan-Bator lebt so ein Dichter, der Galsan heißt, der wird einmal groß.“ Dass er die Ehrenmitgliedschaft im Bohsdorfer Verein nicht geringer schätzt als das Bundesverdienstkreuz, das er im Jahr 2002 bekam, liegt an seinem Dichterlehrer.
15.01.2010Er hat als Stammesoberhaupt die Tuwa-Nomaden in ihre Heimat im Hohen Altai zurückgeführt, sorgt mit einer großen Pflanzaktion dafür, dass wieder mehr Bäume in seinem Land wachsen und das Wasser zurückkehrt, und er macht sich große Sorgen um den Frieden in der Welt. Und doch nimmt er sich Zeit für jede Begegnung, schaut den Menschen in die Augen und schreibt ihnen Sprüche in die Bücher.

Galsan Tschinag, als Irgit Schynykbaj-oglu Dshurukuwaa im Jahr 1943 im Altai-Gebirge geboren, brach drei Tage vor seinem Termin in der Aula des Spremberger Erwin-Strittmatter-Gymnasiums gegen 4 Uhr in der kältesten Hauptstadt der Welt bei minus 44 Grad Celsius zu seiner Reise auf. Er liest in mehreren Orten in Deutschland, leitet in der Schweiz einen Kursus als Heiler, wirbt für das Baumprojekt. An seinen Lehrer Erwin Strittmatter denkt er dabei oft. Bevor er nach dem Germanistikstudium in Leipzig im Jahr 1968 in die Mongolei zurückkehrte, lebte er eine Weile bei den Strittmatters, schaute dem Schriftsteller über die Schulter, fand Eva Strittmatter beim Dichten zurückgezogen in einer Ecke und bewunderte, wie sie sich um die Familie und die vielen Gäste kümmerte. „Die Mongolen haben ein falsches Bild vom Dichter: Er ist wie ein Bohemien, hat Probleme mit Alkohol, wäscht sich nicht. Wie gut man als Dichter doch leben kann, dass habe ich von Strittmatter gelernt. Er war immer sauber angezogen, hatte Pferde, Häuser, Autos und konnte trotzdem gute Bücher schreiben. Ich habe ihn bewundert und sehr beneidet“, sagt Tschinag. Ja, die Poesie habe er schon in sich getragen, „aber durch Erwin Strittmatter war ich gefestigt.“

Genau und spöttisch sei Strittmatter gewesen. „Er belächelte mich manchmal, bewunderte mich aber auch, weil mir das Schreiben damals so leicht von der Hand ging. Er hatte Recht damit, dass Zeiten kommen, in denen das Schreiben schwerer wird. Seinen Söhnen brachte ich das Lassowerfen bei.“ Immer wieder habe ihm Strittmatter empfohlen, an seinen Texten zu feilen, und er erreichte, dass im Jahr 1981 unter dem Titel „Eine tuwinische Geschichte und andere Erzählungen“ Tschinags erstes Buch in Ost-Berlin erschien. Inzwischen liegen 28 Romane, Lyrik- und Erzählbände vor.

Von Annett Igel

Galsan Tschinag – Ehrenmitglied des Erwin-Strittmatter-Vereins

Dem tuwinischen Autor Galsan Tschinag wird am Mittwoch, 13. Januar 2010, um 16.00 Uhr in der Aula des Erwin-Strittmatter-Gymnasiums von Spremberg die Ehrenmitgliedschaft unseres Vereins verliehen.

Galsan Tschinag – Ehrenmitglied des Erwin-Strittmatter-Vereins
Dem tuwinischen Autor Galsan Tschinag wird am Mittwoch, 13. Januar 2010, um 16.00 Uhr in der Aula des Erwin-Strittmatter-Gymnasiums von Spremberg („Hoche Jungsenschule“) die Ehrenmitgliedschaft unseres Vereins verliehen. Galsan Tschinag hat achtundzwanzig Werke in deutscher Sprache geschrieben und ist Träger des Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland.

Tschinag liest aus seinem jüngsten Werk „Auf der großen blauen Straße“. Aus Anlass des 6o. Jahrestages des Erscheinens von „OCHSENKUTSCHER“ (195o) von Erwin Strittmatter werden Textpassagen des deutschen Autors dazu gestellt.

Über Galsan Tschinag schrieb  das Ehrenmitglied unseres Vereins Eva Strittmatter in ihrem Gedicht „Wurzeln“ (1975):

„In Ulan Bator lebt so ein Dichter, der Galsan heißt, der wird einmal groß …
Er läßt mich seine Berge erleben und macht mir sein Volk, das sich wandelt, verwandt.“

Wir bitten um Kontakt und Anmeldung: Erwin-Strittmatter-Verein, Tel. 035698 – 221

Dr. Manfred Schemel, Vorsitzender des Erwin -Strittmatter-Vereins

Lothar Sell wäre 80 (1939-2009)

Foto: © Sell

Im LADEN von Bohsdorf und im Erwin-Strittmatter-Gymnasium von Spremberg sind Werke des Malers, Grafikers und Bildhauers Lothar Sell aus Meißen zu betrachten.

Erwin Strittmatter notierte in seinem Tagebuch: „Sell gehört zu jenen Malern, die sich bei uns durchhungern, weil sie nicht bereit sind, Aufträge zu übernehmen, deren Ausführung Leute ,,überwachen, lenken und leiten“, die keinerlei Ahnung von Kunst haben…“. (28.Februar 197o).
Schon 1976 wird das Erstlingswerk des Autors „Ochsenkutscher“ von 1950 mit Holzschnitten von Sell als „Schönstes Buch des Jahres“ ausgezeichnet. In Folge erscheinen Illustrationen zu „Ein Dienstag im September“ (1971), „Der Wundertäter“, Teil 1 (1981) sowie die Titelbilder der Taschenbuch-Ausgabe des AUFBAU-Verlages des inzwischen wohl populärsten Autors des Landes mit Illustrationen des Künstlers.
Von Lothar Sell erfahren wir: „Ich hatte keine Beziehung zu Strittmatters Lausitz, aber ich bin auf dem Dorf aufgewachsen. Diese Leute gab es auch bei uns. Sie hießen nur anders. In Strittmatters Dorf sehe ich die ganze Welt.“ Strittmatter gibt gern das Lob von Eva Strittmatter in einem Brief vom 3. Juli 1971 an Sell weiter: „Es ist, als ob die Geschichten auf dem Marionetten-Theater nachgespielt werden“, was der Autor bekräftigt.
Am 4. April 2020 würdigt der Erwin-Strittmatter-Verein im Bohsdorfer LADEN die Lebensleistung von Lothar Sell.

Dr. Manfred Schemel