Liebe Mitglieder und Freunde,
wir freuen uns über die Nachfrage nach unserem Büchlein „Zeitchen vergeht …“. Frau Dr.Gutschke schrieb in „Neues Deutschland“ vom 24.03.2011 eine Rezension, die wir gern vorstellen. Bitte beachten Sie bei telefonischer oder schriftlicher Bestellung die Vorkasse (15 Euro pro Stück plus Versandkosten 2 Euro, unabhängig von der Stückzahl).Unsere Kontodaten
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Verwendungszweck: Buch „Zeitchen vergeht …“
Name:
Beitrag aus „Neues Deutschland“ vom 24. März 2011
Briefe nach
»Bossdom«
Von Irmtraud Gutschke
»Allmählich verschmelzen nun die Geschichten (auch für mich), und bald wird die Zeit kommen, da man sich die Geschichten ohne die Holzschnitte von Lothar Sell kaum noch vorstellen kann«, so hat Erwin Strittmatter einmal bemerkt. Es ist also gar keine Frage, warum Manfred Schemel vom Strittmatter-Verein in Bohsdorf Sell-Grafiken als Illustrationen dieses kleinen Briefbandes wählte. In seinem späten Werk »Vor der Verwandlung« sagt Strittmatter, er habe »zwei Zuhause«.
Schulzenhof hatte er sich selbst erschaffen. Seine Liebe, die schöne, junge Eva, hatte er sich selbst erobert. Aber er hat immer auch um seine Wurzeln in Bohsdorf gewusst, und er hat diesen Ort – vor allem mit »Der Laden« – in die große Literatur gebracht. »Bossdom« heißt er dort, und im »Loaden« ist heute ein kleines Museum.
Erwins Bruder Heinrich hat penibel alle Briefe aufgehoben, die er aus Schulzenhof bekam. Daraus speist sich vorliegende Auswahl – eine liebevolle Komposition aus Strittmatter-Briefen von 1950 bis 1991 und Zitaten aus seinem Werk. Zu Beginn ein Brief als Faksimile: »Meine liebe Mama« – in gestochen schöner Handschrift. Von diversen Konferenzen wird berichtet, vom Roman »Der Ochsenkutscher« (»im Wesentlichen ein Bohsdorfer Kind«), an die Aussaat der Tomaten wird gedacht und daran, dass es nie wieder Krieg geben möge.
»Wie kommt ihr mit der Gespannfrage auf dem Felde zurecht?«, fragt Erwin 1951. 1954 will die Krankheit der Mutter besprochen sein, und es kommt auch schon das Haus in Schulzenhof ins Spiel, das bald erworben wird (»Im Walde sind Seen, kleine Hügel, Stille und, wenn man will, Einsamkeit, die man zuweilen braucht, um ungestört denken zu können.«) Strittmatter ist ja auch immer eifrig dabei, sein literarisches Feld zu bestellen. Er spricht von Ausgaben und Auflagen, wie beiläufig und doch mit Stolz. Beim Aufbruch zu einer Ost-West-Sitzung des PEN weiß er sich in einer ganz anderen Sphäre als die Bohsdorfer Verwandten. Umso schöner, wenn er ihnen auch vom Häckseln berichten kann. Nicht etwa nur Bruder Heinjak ist ein guter Bauer, Erwin ist es auch. Und Schriftsteller noch dazu.
»Wenn ich nicht mehr schreiben könnte, würde ich in der Landwirtschaft (Viehzucht) arbeiten«, bekennt er, aber er ist sich auch sicher, dass er sich beim Schreiben »nicht geschont« hat, sich nicht »mit Ungefährem zufrieden« gab.
»Stolz macht mich, weil man bis nach Arabien liest, was Bäckersch Arwin aus Bohsdorf schreibt, unzufrieden, weil ich glaube, noch mehr leisten zu können.«
Wer es bis jetzt noch nicht wusste, der sieht es hier: ein ehrgeiziger Mann, der durchaus schon ein Anderer ist, aber seinen Lieben immer wieder beteuert, der Alte zu sein. Was können sie denn dort, in der freundlichen Niederlausitz, schon wissen von den Querelen, die er in Berlin zu bestehen hat?
Zwischen den Zeilen: Schaffensgeschichte, die man aus heutiger Sicht noch besser versteht. Nachrichten über das Familienleben in Schulzenhof, die Frau, »die mich so selbstlos liebt«, die Kinder … Eine kleine, aber feine Auswahl. Allen, die Erwin Strittmatter mögen, wird sie Freude machen.
Manfred Schemel (Hg.): Zeitchen vergeht … Briefe Erwin Strittmatters nach Bohsdorf. Mit Holzschnitten von Lothar Sell. Zu beziehen für 15 € + 2 € Versand per E-Mail bohsorf@strittmatter-verein.de oder über 035698 221 (Di u. Do 11-15 Uhr oder Anrufbeantworter).